Freude am Tanzen SIX10 Jubilee Compilation
Was Mitte der Neunziger, initiiert vom Veranstalter-Duo Sperling & Mauss, in Jena als Partyreihe unter dem Namen „Freude am Tanzen“ begann, hat sich längst zur bekanntesten Plattform für elektronische Musik an der Saale mit bislang über sechzig Veröffentlichungen, eigenem Schwesterlabel (Musik Krause) und angeschlossener Booking-Agentur gemausert. Mit 16 Jahren auf dem noch immer jungen Buckel ist Freude am Tanzen heute auf dem besten Weg von der Adoleszenz ins Erwachsenendasein, doch dass dabei trotz gefestigter Strukturen zum Glück noch lange keine Langeweile Einzug halten muss, beweist nun die Jubiläums-Compilation SIX10 Jahre Freude am Tanzen. „Es ging uns darum, eine kleine Werkschau unserer Künstler zu präsentieren und somit einen Einblick ich deren musikalische Vielfalt zu geben“, sagt FAT-Oberhaupt Thomas Sperling über die neueste Label-Compilation. „Es wäre zu einfach gewesen, die besten Tracks aus 16 Jahren Freude am Tanzen auf einen Sampler zu packen“, erklärt er die Tatsache, dass SIX10 kein Best-of wurde, sondern randvoll mit neuen Tracks steckt. Doch warum ausgerechnet zum sechzehnten? „Wir haben uns gegen runde Geburtstage entschieden, weil das so viele machen“, meint Sperling. „Es ist doch egal ob 10, 15 oder 16 Jahre. Vielleicht ist das nächste Jubiläum die 23. Eine schöne Primzahl mit reichlich Bedeutung. Übrigens kommt man mit 16 wahrscheinlich noch in keinen Technoclub, aber das erste Bier darf man offiziell zu sich nehmen.“ Na dann, Prosit! Auf sechzehn Jahre Freude am Tanzen und ebenso viele neue Tracks von beinah allen Künstlern der bisherigen Labelhistorie, die den stilistischen Bogen so breit wie eh und je aufspannen. Den Auftakt dazu geben Eating Snow mit ihrem sinnlich-introvertierten Track „Bridges“, der die einzigartige Stimmen von Mooryc auf die melancholische Ader in der Musik von Douglas Greed treffen lässt. Anschließend drosselt „Dougi“ solo mit „Springtime in December“ das Tempo und hält den Dancefloor dennoch sicher im Visier. Dorthin zieht es auch den scheinbar rastlos tourenden Mathias Kaden mit seinem in den Clubs dieser Welt bestens erprobten „Freakinme“, bevor Juno6 aus Leipzig mit „Seq02“ noch mal alles Lichter runterfährt und uns in aller Ruhe D-e-e-p-n-e-s-s buchstabiert. Die FAT-Newcomer Tim Vitá & Oliver Gehrmann sind in frühen Jahren wohl in den Disco-Zaubertrank gefallen und Monkey Maffia hämmert zu beseeltem Divensingsang eine zum Tanz ladende Pianomelodie. Wesentlich schroffer auf die Bühnen zaubern bekanntermaßen Metaboman & Large M ihren geballten Housesound, und auch die beiden Schweizer Kadebostan & Laolu lassen sich sich auf ein beherztes Säurebad samt tiefdunklem Vocal und Magengruben massierende Kicks ein. Entspannter geben sich da schon wieder Taron-Trekka, die sich mit „Kanatter“ erneut als Meister der relaxten Deep-House-Fluffigkeit beweisen. Melodieverliebt zeigt sich der Däne Jesper Ryom, während es Thomas Stieler einzig um die Suche nach dem perfekten Groove geht – mit „Observatory“ hat ihn der FAT-Neuling wieder einmal gefunden. Anschließend erneut aufgebrochen wird die gerade Bassdrum von Gathaspar, der spirituelle Chorgesänge über nervös zuckende Drums und Claps schichtet und uns damit in andere Sphären schickt. Dank schwerem Funk im Gepäck wesentlich geerdeter unterwegs sind da schon wieder die kurz einem neuen Album stehenden Herren von Feindrehstar unterwegs, die dem Tracktitel „Dirty Stomping“ mehr als gerecht werden. Gegen Ende der Compilation sagt auch noch mal Mooryc, der, so sagt man, bald auch ein ganzes Album auf FAT veröffentlichen wird, sanft Hallo, während Berk Offset kurz vor Schluss mit „Ranzzeit“ die Grundmauern eines jeden Clubs einer gehörigen Standprobe unterzieht. Das perfekte Finale kommt schließlich von No Accident in Paradise, die eine leise pochende Bassdrum unter schwelgenden Flächen und weichen Bleeps langsam und auf schönste Weise verblassen lassen. Endlich SIX10, die letzten Biere sind geleert und die Party vorbei – oder beginnt mit Eating Snow noch einmal direkt von vorne!