Foreign Love Affair
Soldaten sind nicht gleich Soldaten. Meist sind sie unerwünscht. Doch es gab und gibt auch solche, deren Präsenz unverzichtbar ist bzw. war, um ein Land und seine Menschen vom Regiment größenwahnsinniger Schwerstkrimineller zu erlösen – oder zumindest dabei zu helfen. In diese Kategorie gehörten die uniformierten amerikanischen Besatzer, die Mitte der 40er Jahre auf deutschen Boden geschickt wurden und dort zum Teil jahrelang verblieben. Zwischen ihnen und der (vor allem weiblichen) Bevölkerung entstanden vielfältige Beziehungen, die mit heutigen Maßstäben kaum mehr nachvollziehbar sind. Zwangsverschickte Männer – fern der Heimat – hier, Frauen mit dem Wunsch nach zukunftsträchtigen Bindungen dort. Einsamkeit und kriegsbedingte Gefühlsentwöhnung auf beiden Seiten. Es kam zu Freundschaften, Affären, Verbandelungen. Und am Ende zu Enttäuschungen. Eng verbunden mit solchen Begegnungen war im Nachkriegs-Deutschland eine besondere Spezies von Musik – zu hören auf Tanzveranstaltungen, in Clubs, im Hörfunk. Lieder, die Frauen wie Männern Ablenkung vom tristen Leben ringsum verschafften; Lieder, die andererseits die damals aktuellen Zustände thematisierten. Titel wie Dankeschön, Bitteschön, Wiedersehen; Lili Marleen, Fraulein, Lonely River Rhine, Happy Journey und viele andere sind längst Evergreens – hier werden sie erstmals in gebündelter Form präsentiert - kompentent und einfühlsam kommentiert von einem, der 'damals' hautnah dabei gewesen ist. Auch in anderen Teilen der Welt hatten amerikanische G.I.s Sehnsüchte, Liebschaften, Romanzen. Exemplarisch dafür stehen Lieder wie Geisha Girl und My Filipino Baby (Asien), English Sweetheart und My Wild Irish Rose (Europa) sowie Kingston Girl (Jamaica), die ebenfalls auf diesem Album enthalten sind.