Flashy Flashy
Ihr neues, im Mai erscheinendes, Album „Dust“ bereits im Anschlag, macht sich Ellen Allien derzeit schon wieder daran, ihren Feenstaub auf den Floors dieses Planeten zu verteilen. Um jedoch das Verlangen der sehnsuchtsvoll Wartenden da draußen wenigstens für den Augenblick zu mindern, beschenkt die BPITCH CONTROL Chefin die Welt bereits vorab mit einer Singleauskopplung – gewissermaßen als kleiner Ausschnitt dessen, was im Mai mit dem Longplayer noch folgen mag. „Flashy Flashy“ heißt das gute Stück und genau so fühlt es sich an. Unbeschwert tänzelnd, latent verwirrt, aus sich selbst heraus beglückt und sicher auch ein wenig verrückt. Eine gedippte Bassline, ein hoppelnder Beat und immer wieder dieses nervöse Glitzern des Synths, das zwischen allerlei seltsamem Knuspern und Zischen nach und nach die Konturen der Umgebung verschwimmen lässt. Aber wer will diese Bilder schon scharf stellen? Ellen gleitet durch die Nacht, schmeckt den Wahnsinn, atmet den Nebel und hält mit ihrem Blick den gleißenden bunten Lichtern stand. Sie blinzelt nicht mal, während ihre Stimme von den flüchtigen Begegnungen im Flackern der Nacht erzählt, von den unerforschten Tiefen der Augenringe ihres Gegenübers, in deren Dunkel sie ihr nach unten gepitchtes Selbst findet. Ein Augenblick beseelter Indifferenz. Alles ist Spiel. Alles ist Geheimnis. Und doch: Alles macht Sinn. „Flashy Flashy“ markiert diesen perfekten Moment des glücklichen Daseins, der mit Worten nicht zu fassen, nicht festzuhalten ist. Ein Moment, der immer nur als verschwommene Erinnerung existiert. Alexi Delano macht vom ersten Beat an deutlich, dass seine Version des Themas weniger das verspielte Umherrollen im nächtlichen Chaosmos im Sinn hat, als einen gesunden Druck in den Beinen zu erzeugen. Die Kickdrum angezurrt, den Arp auf Gefechtsstellung und die Richtung klar ausdefiniert, übernimmt er jedoch auch die traumhaft vom Tape geleierten Melodieparts, die die Beine so weich und das Original so großartig machen. Dabei bleibt er trotz einiger angetäuschter Ravesignale doch auf seine Art fluffig und leicht und gibt sich eben nicht der durchaus im Raum stehenden Versuchung hin, ein Brett für die Massen zu liefern. Nicolas Jaar schließlich, dem in Sachen House derzeit wohl kaum einer das Wasser reichen kann, setzt wie schon bei seinen großartigen Releases auf Wolf + Lamb auf die klassischen Tugenden der Innerlichkeit. Edle Einfalt und stille Größe. Mit unfassbarer Lässigkeit rollt sein perfektes Drumpattern voll organischer Tiefe und pekussiver Eleganz unter der herzerwärmenden Melodieführung und erklärt die Welt des Hier und Jetzt zur besten aller Möglichkeiten. Wenn dann die soulerfüllte Stimme zur Interpretation von Ellens Lyrics weich und zerbrechlich anhebt, ist es eh auch um den letzten, der noch auf der Tanzfläche steht, geschehen. Ganz klar ein Track, mit dem man das Set seines Lebens abschließt.