Jedes Tier
Die Wahlberliner Tele sind wie alte Bekannte, die uns regelmäßig mit niveauvollem Referenzpop besuchen. Das mit dem Durchbruch hat trotzdem noch nicht geklappt, und so ist das Sextett wieder zum Heimatlabel Tapete zurückgekehrt. Wenn das die Majorbosse mal nicht bereuen werden: "Jedes Tier" kommt mit weniger Muckertum und Gefühligkeit, dafür mehr Tiefgang und kompakterem Songwriting. Die zahlreichen Einflüsse von Tele zwischen Soul und Slam ergeben ein noch schlüssigeres Ganzes, die Texte sind gewohnt grandios. So sinniert Sänger Francesco Wilking im Popsong zur Krise abstrakt: "Wir hatten Licht in den inneren Räumen, wir hatten Geld für elektrische Zäune, wir hatten Luft für ein inneres Schloss, und wir wollten noch mehr, mehr, mehr." Der Song "Waiting for your Call" ist ein grooviges Kleinod über die Unwägbarkeiten einer Fernbeziehung und "Die Nacht ist jung" ein aufgeräumtes Liebeslied mit Bläsern und Keyboards. Das Problem: Die Songs sind zu vielschichtig für den Club und zu groovy für die Couch. Doch vielleicht liegt der Stammplatz für Tele ja auch genau da: irgendwo dazwischen. (kat)